Einer von der Sorte „Arschlochkrebs“

Nachdem ich im Mai 2018 von meiner Frau Johanna (50) erfahren habe, dass bei ihr der Verdacht auf Brustkrebs besteht und ich meine ersten Ängste, Befürchtungen und Sorgen zurückgestellt habe, war meine erste Frage, was „Verdacht“ heißt. Vielleicht ist es ja nur eine harmlose Entzündung. Doch innerlich wußte sie es. Dennoch konnte ich sie überzeugen (vielleicht war es auch überreden), eine Biopsie zu machen, denn ich wollte wissen, wer unser Gegner ist.

Die sogenannte Stanzbiopsie kam zum Einsatz und die Gewebeproben wurden nach Lübeck ins Labor gesendet. Schon wenige Tage später, am 04.07.2018, folgte der finale Laborbefund:

Schlecht differenziertes invasives Karzinom, kein spezieller Typ (NST; nach WHO 2012 frühere Bezeichnung: invasives duktales Karzinom)….auch die weiteren histologischen Untersuchungen sind vereinbar mit einem primären Mammakarzinom….Tumorklassifikation: C50.9 M8500/3 G3..B-Klassifikation B5b. Es handelt sich um ein triple-negativ Karzinom, Wachstumsfraktion (KI67) 70%.

Die Berichterstattung der Diagnose erfolgte bei der Frauenärztin. Die hatte schon im Frühjahr 2018 auf eine Biopsie gedrängt, aber Johanna lehnte dies ab. Die Frauenärztin teilte ihr mit, dass wir erst mal in den Urlaub fahren sollen und Johanna sich überlegen soll, was sie machen will. Weder wurde erklärt, was der Laborbericht denn bedeutet, noch die möglichen Optionen erläutert. Und am besten solle sie (Johanna) sich nicht so lange Zeit lassen, darüber nachzudenken, denn der Tumor ist bösartig.

Noch am gleichen Tag rief ich meine Cousine Mareike in Berlin an, um mir erklären zu lassen, was der Bericht denn genau heißt. Sie ist promovierte Ärztin und sie nahm sich viel Zeit und Geduld mir zu erklären, was der Befund bedeutet und welche Optionen grundsätzlich zur Verfügung stehen. Die genaue Therapie würde aber immer in einer sog. „Tumorkonferenz“ besprochen werden. Was sich erst mal nach einer harmlosen, geschäftlichen Besprechung anhört, ist in Wahrheit eine Besprechung mit mehreren Medizinern, die über die weitere Therapie jedes einzelnen Patienten entscheiden. Aus unserem Gespräch ist mir nur noch im Kopf geblieben, dass wir jetzt auf keinen Fall noch ein Jahr Zeit haben, um zu entscheiden, was wir machen wollen.

Ob am gleichen Tag oder einige Tage später, weiß ich nicht mehr. Meine älteste Cousine Diana informierte ich per WhatsApp. Sie wußte schon von ihrer Schwester Bescheid. Wir telefonierten und ihre Schwester hat ihr laienhaft erklärt, dass dieser Krebs aus der „Kategorie Arschlochkrebs“ stammt.

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